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1919 - 1933

Im Schatten des Ersten Weltkrieges - Das Demokratieexperiment von Weimar

Das kurze Demokratieexperiment von Weimar und die neue Berufspolizei

Um die zivile Ausrichtung der Polizei in Preußen ist der preußische Innenminister und zeitweilige Reichsminister des Innern Carl Severing bemüht. Sein Leitbild für die Polizeipraxis ist das Konzept einer Polizei als Lebensberuf, das er folgendermaßen zum Ausdruck brachte "Je mehr der Polizeioffizier Wirtschaftler, Soziologe und nicht zuletzt Psychologe wird, desto leichter wird ihm die Erfüllung seiner Sendung." Bei kritischer Würdigung der polizeilichen Aufbauleistung Severings ist freilich anzumerken, dass ein Großteil seines Konzepts gescheitert ist. Von Dauer ist die zeitliche Ausweitung der Ausbildung und die Einführung der dreistufigen Einheitslaufbahn.

Polizeischulen am Beginn der Laufbahn

Im Zeitraum von 1920 bis 1926 wird in den zehn preußischen Provinzen je eine Polizeischule errichtet. An einer solchen Bildungseinrichtung absolvieren die angehenden Wachtmeister der Schutzpolizei einen einjährigen Lehrgang, um den ersten Laufbahnabschnitt, d.h. den mittleren Dienst (einschließlich seiner Beförderungsstellen), zu erreichen.
 
Der Präsident des Preußischen Polizei-Instituts Ernst van den Bergh fasst die Ausbildungszweige folgendermaßen zusammen und gliedert die Grundausbildung in zwei Bereiche:

Körperlich in:
1. Körperschule als Grundlage
2. Waffenausbildung als fachliche Erweiterung

Geistig in:
3. Polizeiberufsschule als Grundlage
4. Fachpolizeilichen Unterricht als fachliche Erweiterung.

Die große Polizeiausstellung Berlin 1926

Die Polizei öffnet sich ...
Es ist ein Merkmal des „modernen Polizeigedankens“, nicht nur die rechtlichen Grundlagen der polizeilichen Praxis festzulegen, sondern auch deren psychologische und soziologische Erfordernisse zu erforschen und entsprechende Ergebnisse in die Ausbildung des Nachwuchses einzubringen. Trotz unterschiedlicher politischer Kulturen ist dabei der Blick immer auch auf die Erfahrungen anderer Staaten zu richten. Man will von den Lösungen lernen, welche im Ausland für die Behebung jener Strukturprobleme entwickelt worden sind, die die entstehenden westeuropäischen Industriegesellschaften mit sich bringen.
Hervorragende Gelegenheit dazu bietet die Große Polizeiausstellung 1926 in Berlin, die mit einem Internationalen Polizeikongress verbunden ist.

Das Leitmotiv der Ausstellung
Ganz anders als im Berlin des 19. Jahrhunderts, ist diesmal Neugier erwünscht: „Bitte treten Sie näher!“

Begründung der Polizeiwissenschaft

Berlin entwickelt sich zum Mittelpunkt der modernen Polizeiwissenschaft. 1927 wird das Polizei-Institut in Berlin-Charlottenburg gegründet. Die fünf Abteilungen des Instituts umfassen: Polizeirecht, Berufspsychologie und Pädagogik, Geschichte und Soziologie, Organisation und Verwendung, Kriminologie und Kriminalistik. Neben der Aus- und Weiterbildung der Polizeikommissare und -offiziere ist das Institut für die Herausgabe von Ausbildungsvorschriften für die Polizei verantwortlich.

Die Polizei als Leitbild und Profession

Generell kann man das in der Weimarer Zeit im Aufbau befindliche Polizeisystem als Ausdruck des zunehmenden Professionalisierungstrends werten, der aus dem Polizeiberuf einen Lebensberuf macht, wie er im Polizeibeamtengesetz von 1927 festgeschrieben wird.
Die dreistufige Einheitslaufbahn mit der prinzipiellen Aufstiegsmöglichkeit in das Polizeioffizierskorps garantiert eine Anstellung auf Lebenszeit.
Auch die gewerkschaftliche Vertretung der polizeilichen Berufsinteressen datiert aus der Weimarer Zeit (z.B. der SchraderVerband).Ein neues Leitbild entsteht:

„Die Polizei, dein Freund und Helfer“.

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