Inhalt anspringen

Umgang mit Diskriminierung und rechtswidriger Gewaltanwendung als Führungsaufgabe in der Polizei

13. September 2023

Polizeiführung und somit auch die Ausbildung von Polizeiführungskräften darf nicht ohne stattfinden: den kritischen Blick auf Diskriminierung und rechtswidrige Gewaltanwendung durch Polizeivollzugsbeamt:innen. Ein Wahlpflichtmodul des Fachgebiets I.1 "Führung in der Polizei" der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) widmet sich dem Themenkomplex. 

Führungsaufgabe: Umgang mit Diskriminierungen

Organisiert und durchgeführt wird die Lehrveranstaltung von Robert Linke, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der DHPol. Der Polizeidirektor ist überzeugt: "Zu den zentralen Aufgaben von Führung in der Polizei gehört das aktive Einstehen für einen respektvollen Umgang. Das gilt nicht nur im Kontakt zu den Bürger:innen in einer pluralisierten Gesellschaft, sondern natürlich auch innerhalb der Polizei, die ebenfalls immer vielfältiger wird. Führungskräfte müssen für einen entsprechend professionellen Umgang mit Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und unrechtmäßiger Gewaltanwendung geschult werden. Es muss klar sein: Diskriminierungen jedweder Form sowie unrechtmäßige Gewaltanwendung stehen im absoluten Widerspruch zu den Grundwerten der Polizei."

Im Wahlpflichtmodul geht es im ersten Schritt darum, Wissen zu vermitteln und zu Diskriminierung und rechtswidriger Gewaltanwendung zu sensibilisieren. Was sind entsprechende Anzeichen? Welchen Einfluss nehmen Sprache und Sprachgebrauch? Wie gelingt der kritische Blick auf die eigene Organisation und die eigene Praxis? Im zweiten Schritt widmen sich die Studierenden der Frage, wie Sichtbarkeit für diese Themen erzeugt werden kann. Und schließlich: Was sind Interventionsmöglichkeiten und -notwendigkeiten als Führungskraft? 

Von Beratungsstelle bis Forschungsprojekt

Die "Perspektive von außen" liefert Linke den Studierenden durch zahlreiche Gäste in seinem Wahlpflichtmodul. So schildert Christina Zühlke, Journalistin und Mit-Autorin des Buches "Tatort Polizei: Gewalt, Rassismus und mangelnde Kontrolle", persönliche Eindrücke und Erlebnisse von Opfern. Diplom-Juristin und Politikwissenschaftlerin Hannah Espín Grau, Goethe-Universität Frankfurt am Main, erläutert Ergebnisse des Forschungsprojekts "Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen" (KviAPol). Seit 2018 untersucht KviAPol polizeiliche Gewaltanwendungen und ihre strafrechtliche Aufarbeitung in Deutschland. Unter dem Motto "Kontrollierte Polizei und kontrollierende Polizei" geben Sermin Riedel und Lena Himmelmann einen Überblick ihrer Arbeit als unabhängige Polizeibeauftragte für die Freie Hansestadt Bremen. Die Ansprechpartnerinnen für Bürger:innen sowie Beschäftigte der Polizei unterstützen die Bevölkerung im Dialog mit dem Polizeivollzugsdienst. Sie sollen darauf hinwirken, dass begründeten Hinweisen und Beschwerden nachgegangen wird. Diversität steht bei Gastreferentin Diana Gläßer, Vorsitzende des Verbandes lesbischer und schwuler Polizeibediensteter in Deutschland (VelsPol) e.V. im Mittelpunkt. Gläßer referiert über verschiedene Geschlechts- und Lebensformen. Abgerundet wird das Wahlpflichtmodul durch Dr. Carsten Dübbers, Kriminaldirektor in Nordrhein-Westfalen (NRW). Er hat an Handlungsempfehlungen zu rechtsextremen Chats im Land mitgewirkt und berichtet den Studierenden des Masterstudiengangs "Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement" darüber. 

Robert Linkes Ziel für das Wahlpflichtmodul: "Wir möchten Führungspersonen auf allen Ebenen bestärken, sensibel zu beobachten und ihnen Perspektiven eröffnen, wie sie klar und deutlich gegen Diskriminierungen und Rassismus jeglicher Art Position beziehen und handeln können."

EN

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise